Ordnung ist das halbe Leben

Ich kenne Leute, die können das. Die haben Hängeregister, in denen sich nur das befindet, was sie auch brauchen und einsortiert haben. Die haben Ordner, die ordentlich beschriftet und unterteilt sind. Oder sie haben im Computer Verzeichnisbäume, die genau ihren Unterricht widerspiegeln.

Ich beneide sie.

Nach 12 Jahren im Beruf hatte ich vor allem zwei Dinge: ein Regal voller Ordner und einen Computer voller Dateien.

Was ich nicht hatte: Ordnung. Das habe ich bis heute nicht so richtig, aber mittlerweile habe ich Mittel und Methoden gefunden, Sachen wiederzufinden. Und in der Zwischenzeit habe ich mein persönliches Projekt der (papierlosen) digitalen Lehrertasche gestartet – damit die Ordnung auch so bleibt.

Ich habe das Folgende nicht sachlich-logisch entwickelt, sondern ausprobiert. Dabei habe ich herausgefunden, was mir wichtig ist:

    • Ich will mir nicht lang den Kopf zerbrechen, wie ich meine Dateien nenne
  • Ich muss daher auch Sachen wiederfinden, die seltsam benannt sind
  • Ich will Material, welches ich in verschiedenen Fächern benutze, an den jeweiligen Orten verlinken können
  • Ich will alles irgendwie an einer Stelle haben
  • Ich will mobil sein mit meinen Daten
  • Ich will flexibel bezüglich der Formate sein

Ein Hinweis vorab: Alles ist im Fluss. Alles wird probiert. Alles ist irgendwie immer beta.

Das Problem: Man muss dranbleiben. Manche nennen das Selbstdisziplin. Ich kämpfe fast täglich damit.

Unterrichtsvorbereitung / Alltäglicher Workflow

Ich finde es am einfachsten, wenn man den eigenen Workflow beschreibt. Mein derzeitiges Zaubertool dabei ist Evernote. Evernote ist ein Notizbuch in digitaler Form, welches alle möglichen Notizbücher in sich aufnehmen kann und übers Internet synchronisiert wird.

Hier mein Workflow:

Die Woche beginnt am Samstag, wenn ich die Stunden der folgenden Woche festlege. Dabei zwinge ich mich, wirklich jeder Stunde ein Thema zuzuordnen, weil ich weiß: Wenn ich es zu dem Zeitpunkt nicht tue, werde ich es nie tun. Außerdem bin ich manchmal vergesslich und wenn ich dann vor der Klasse stehe und merke, da ist nichts vorbereitet – was schon mal vorkommt – dann habe ich zumindest das Thema und kann spontan improvisieren.

Zu diesem Zweck lege ich in Evernote für jeden Tag eine Notiz an. Diese Notizen bündle ich in einem Notizbuch mit der Bezeichnung des Monats (_tagesnotizen03). In diese Notiz setze ich die Themen der Stunde und alle organisatorischen Dinge, die ich erledigen muss.

Fällt mir zu der Stunde gleich etwas ein oder weiß ich, dass es sich um eine Buch- oder Arbeitsblattstunde handelt, dann notiere ich die entsprechenden Seiten oder ziehe das Arbeitsblatt in die Notiz. Ich versuche mir anzugewöhnen, vor der Stunde ein Häkchen zu machen, um den Überblick zu behalten.

Ist die Unterrichtsstunde etwas differenzierter, dann notiere ich mir den Ablauf der Stunde, alle Impulsfragen und was auch sonst dazu gehört in ein Notizbuch zum Fach/der Jahrgangsstufe.

Diese Stunde kann ich dann als Link in meine Tagesnotizen einsetzen. Zusätzlich zu diesen Notizbüchern habe ich mir noch Materialablagen eingerichtet, in die ich alles, was ich so finde, für das Fach in der jeweiligen Jahrgangsstufe ablege: Links, Bilder, PDF-Manuskripte etc.

Evernote “liest” die Dokumente beim Hinzufügen. Zusätzlich kann ich jede Notiz mit Schlagworten versehen. Beides hilft mir später, die notwendigen Unterlagen über die Suchfunktion wiederzufinden.

Alles wird über die Evernote-Cloud mit allen meinen anderen Endgeräten synchronisiert, außerdem habe in der Schule Zugriff über meinen Bürorechner.

Weitere Einsatzmöglichkeiten und Zusatzfunktionen

Daten einzufüttern ist übrigens auf verschiedene Art und Weise möglich. Eine, die ich häufig verwende, läuft über E-Mail. Wenn ich beispielsweise eine interessante Seite auf meinem iPad-Browser beim Surfen finde, kann ich den Link direkt an Evernote senden, wo er als Notiz gespeichert wird. Entsprechend lassen sich Erweiterungen in den hauseigenen Browser installieren. Mit der einen lässt sich der Link einer Webseite, die man gerade betrachtet, speichern. Die andere vermag es, den wichtigen Text einer Internetseite von allen störenden Elementen wie Werbung, Navigationsmenü etc. zu befreien und sie klar anzuzeigen. Diese befreite Textseite lässt sich dann in Evernote speichern.

Evernote schluckt nicht nur Dokumente jeder Art, sondern auch Audio, Video und Bilder. Besonders das Speichern von Bildern ist interessant, wenn man an die ganzen Aushänge im Lehrerzimmer denkt, die man ja eigentlich gelesen haben muss. In den Pausen ist dies aber meist nicht möglich und länger dazubleiben, um am Schwarzen Brett zu stehen, ist auch nicht witzig.

Mit Evernote schieße ich ein Foto des Aushangs, lege es in einer Notiz ab und wenn ich später Zeit habe, rufe ich es auf und lese den Aushang – um ihn dann auch zu löschen, wenn er nicht relevant ist. Diese Funktion nutze ich ebenfalls, um Tafelbilder zu dokumentieren.

Das Teilen von Notizbüchern halte ich für sehr interessant, ebenso für Kollegen wie für Schüler. Derzeit habe ich z.B. ein Notizbuch für die Schüler meiner Abschlussklasse freigeschaltet, in dem ich Arbeitsblätter, Links und Aufgaben sammle, die zum Üben verwendet werden können. Das Notizbuch können sie erreichen, ohne sich selbst anzumelden. Wenn jemand über einen eigenen Evernote-Account verfügt, kann er natürlich auch selbst Notizen einfügen oder ergänzen. Das Freigeben von Notizbüchern funktioniert allerdings nur im Premiumtarif.

Fazit

Für mich hat diese Vorgehensweise und dieses Tool ein paar entscheidende Vorteile:

  • Ich trenne Unterrichtsmaterial, Tagesgeschäft und Stundenverlauf voneinander, denn während das Material statisch bleibt, verändern sich die anderen beiden Punkte von Jahr zu Jahr und von Klasse zu Klasse.
  • Ich kann z.B. ein Bild, welches ich in Deutsch, Geschichte und Sozialkunde brauche, jeweils dort verlinken, wo ich es eben brauche, ohne drei verschiedene Ordner durchzugehen.
  • Ich kann in nur einem Tool alles bearbeiten, d.h. ich muss nicht Mappen holen und öffnen, verschiedene Hefte führen o.ä. Wenn mir etwas zu irgendeiner Stunde einfällt, kann ich es einfach sofort dort eintragen, ohne aufzustehen. Zudem weiß ich, dass es an der richtigen Stelle ist.
  • Ich habe alles immer parat und beisammen, und zwar durch die entsprechende App auf dem Smartphone oder dem Tablet-PC. So kann ich jederzeit etwas ergänzen, wenn mir etwas einfällt, und ich habe es im Notfall, z.B. in einer Vertretungsstunde, griffbereit.
  • Ich kann aus Evernote heraus meine Multimediadateien abspielen, sowohl vom Smartphone wie vom Tablet aus.
  • Meine Regale sind leerer.
  • Ich kann meine Arbeit mit anderen teilen.

Weitere interessante Artikel zu dem Thema Digitale Medien in der Schule

meinUnterricht Icon Erhalte jetzt kostenlose Materialien für deinen Unterricht Teste unsere Plattform und erhalte deine ersten Arbeitsblätter völlig kostenlos.
Powered by meinUnterricht