Was hält Lehranstalten auf und kann ihnen dadurch entgehen?

Jeder kennt Soziale Medien, fast jeder nutzt sie und doch werden sie im Zusammenhang mit Schulen kritisch betrachtet und mit Vorsicht – wenn überhaupt – verwendet. Social Media ist seit einigen Jahren fest in unserem Privatleben verankert, zahlreiche Unternehmen haben es als weiteres Kommunikationsmedium adaptiert und trotzdem trauen viele Schulen, LehrerInnen und BildungspolitikerInnen den sozialen Netzwerken nicht über den Weg.

Es gibt natürlich gewisse Risiken, wenn es um die Verwendung Sozialer Medien an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen geht. Soziale Medien im Unterrichtsgeschehen können die Privatsphäre der Involvierten und das Verhältnis zwischen LehrerInnen und SchülerInnen gefährden. Social Media befürwortende LehrerInnen oder SchulleiterInnen stellen sich daher die Fragen: Unter welchen Umständen darf ich die Freundschaftsanfrage eines Schülers oder einer Schülerin annehmen? Welche Inhalte darf ich mit SchülerInnen in sozialen Netzwerken teilen? Welche nicht? Die Fragen sind berechtigt, denn unüberlegte Handlungen oder Äußerungen können negative Folgen haben. So ist zum Beispiel auch die Speicherung und Verbreitung von personenbezogenen Daten wie Zeugnisnoten mit Vorsicht zu genießen. Erst vor kurzem hat das Kultusministerium Baden-Württemberg den Einsatz von sozialen Netzwerken an Schulen im eigenen Bundesland eingeschränkt. Ausschlaggebend dafür waren datenschutzrechtliche Bedenken und die Gleichbehandlung der SchülerInnen, die nicht alle über einen Internetzugang, Computer oder Smartphone verfügen oder Soziale Medien zu Hause nutzen dürfen.

Wie schützt man Schulen, LehrerInnen und SchülerInnen vor den Risiken Sozialer Medien?

Die Gefährdungsbereiche von Social Media an Schulen sind also bekannt. Doch warum sollte es nicht möglich sein, Soziale Medien pädagogisch sicher zu verwenden, wenn es auch im professionellen Bereich des Journalismus oder der politischen und wissenschaftlichen Kommunikation funktioniert? Warum sollte das Potential Sozialer Medien verloren gehen?
Um die Unsicherheiten vorzubeugen, könnte man Social-Media-Guidelines einführen, um die Risiken einzugrenzen und LehrerInnen Social-Media-Kompetenzen zu vermitteln. Schulen haben damit die Chance, klare Richtlinien und Grenzen im Umgang mit den neuen Medien zu setzen, Risiken einzudämmen und die Möglichkeiten der Netzwerke schulisch zu nutzen. In einer Guidelines wäre u.a. zu vermerken, dass Facebook- oder Twitterprofile von LehrerInnen bewusst ohne private Inhalte gestaltet werden. Die Kommunikation über soziale Portale sollte für MitschülerInnen, Eltern und Schulleiter miteinsehbar sein, sodass Themen einerseits direkt diskutiert und andererseits kontrolliert werden können. Wen diese Maßnahmen noch nicht überzeugen, kann auch auf schulspezifische Plattformen wie z.B. Lore.com zurückgreifen, in denen Lernende und Lehrpersonen geschützt werden.

Sind die Gefahren sozialer Netzwerke einmal gebannt, ist der Nutzen der Portale und App-Anwendungen groß

Soweit Soziale Medien überlegt und sicher angewandt werden, lassen sie sich in vielerlei Hinsicht ins Unterrichtsgeschehen einbauen. Sie können als selbstständiges Thema aufgegriffen werden, um SchülerInnen auf Vorteile und Gefahren im Privatleben hinzuweisen und ihnen mediale Kompetenzen zu vermitteln. Einige soziale Plattformen lassen sich auch als Lerninstrument in den Unterricht integrieren. Auf thematischen Blogs können SchülerInnen beispielweise Lernzusammenhänge unterrichtsbegleitend erfassen sowie Fragen oder Kommentare stellen. Mündlich-schwache SchülerInnen beteiligen sich durch den Einsatz von Smartphones via SMS, die parallel auf eine Leinwand zum Einsehen der ganzen Klasse projiziert werden. Mit dem Online-Tool Quizlet.com werden Karteikarten zum Vokabellernen erstellt und mit MitschülerInnen geteilt. Veröffentlichte Karteikarten werden in einer großen Datenbank gesichert und können von allen Mitgliedern genutzt werden. LehrerInnen ist es auch möglich Gruppen zu erstellen, in denen Materialien ausschließlich für ihre Klasse verfügbar sind. Prezi.com ist ein alternatives Online-Werkzeug zu Microsoft Powerpoint, das Präsentationen erstellt und aber mehr Features aufweist. Auf Youtube.com befinden sich nicht nur belustigende Clips oder Musikvideos, sondern auch lehrreiche, informative Videobeiträge, die sich als Einführung in größere Themengebiete eignen.

Ein weiterer Bereich der Sozialen Medien sind App-Anwendungen. Ist die Schule mit Tablets ausgestattet oder dürfen SchülerInnen ihre Smartphones im Unterricht verwenden, kann man auf eine Menge Bildungsapps zurückgreifen, die das Vermitteln von Lerninhalten abwechslungsreich machen. Die kostenlose App Die Berliner Mauer HD der Bundeszentrale für politische Bildung, zum Beispiel, ist für Tagesausflüge nach Berlin an die Berliner Mauer geeignet. Die App Kopfrechnen Lite trainiert unterschiedliche Rechenarten vom Grundrechnen bis zur Prozentrechnung auf verschiedenen Niveaustufen. Eigene Karteikarten erzeugen und vorgefertigte Lernkarten studieren können SchülerInnen über die kostenlose App Flashcard+ für iPhone und iPad. Weitere beispielgebende Apps für den Unterricht sind hier aufgelistet.
Diese Sozialen Medien lassen sich weitgehend im Unterricht anwenden. Es gibt aber auch andere Anwendungen, die LehrerInnen außerhalb der Schule in der Unterrichtsorganisation oder –nacharbeitung entlasten. Die Apps Classroom Manager und TeacherKit, zum Beispiel, verwalten ganze Klassen- und Sitzpläne, zeichnen wichtiges Verhalten wie das Einhalten von Hausaufgaben oder Zuspätkommen auf und erinnern an die Schülernamen der verschiedenen Unterrichtsklassen. Mit der App Nearpod schicken LehrerInnen Lerninhalte in interaktiven Formaten wie Slide Shows, Videos, Quiz und Draw Ists an ihre SchülerInnen und laden sie später als pdf herunter.

Moderne Pädagogik via Social Media

Allein anhand dieser wenigen Beispiele lässt sich erkennen, dass Social-Media-Netzwerke und App-Anwendungen im Sinne moderner Lehrvorstellungen sind: Die SchülerInnen sind aktiv und flexibel, bringen eigene Ideen und Meinungen ein, tauschen Wissen aus und werden in zeitgemäßen Technologien abgeholt und geschult. Würden also an Schulen etwaige Sicherheitsmaßnahmen, wie oben genannt, im Umgang mit Social Media getroffen und LehrerInnen darüber informiert, wären Soziale Medien im Unterricht ein Gewinn für SchülerInnen und LehrerInnen.

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