4 Kennenlernspiele für heterogene Grundschulklassen
- Warum besondere Kennenlernspiele für heterogene Klassen?
- 1. Steh-auf-Spiel mit Bildern
- So geht's
- Warum das funktioniert
- 2. „Mein Lieblings...“- Bildkarten-Raten
- So geht's
- Warum das funktioniert
- 3. Bildwürfel-Kennenlernen
- So geht’s
- Warum das funktioniert
- 4. Spurensuche im Klassenzimmer
- So geht’s
- Warum das funktioniert
- Fazit: Mit kleinen Ideen große Wirkung erzielen

Der Start in ein neues Schuljahr oder der Übergang in eine neue Klasse ist für Schüler:innen und Lehrkräfte ein besonderer Moment – aufregend, ein bisschen chaotisch, vor allem aber: voller Chancen. In heterogenen Klassen, in denen Kinder mit unterschiedlichen sprachlichen, kulturellen und sozialen Hintergründen zusammenkommen, sind Kennenlernspiele mehr als nur ein nettes Warm-up. Sie sind Türöffner – zu Gemeinschaft, Teilhabe und Verständnis.
In diesem Beitrag stellen wir dir vier inklusive Kennenlernspiele vor, die auch ohne große Sprachkenntnisse funktionieren und echtes Miteinander fördern.
Warum besondere Kennenlernspiele für heterogene Klassen?
Kinder bringen heute eine große Vielfalt mit in den Klassenraum – sei es in ihrer Herkunft, Sprache, Lernvoraussetzung oder ihrem sozialen Umfeld. Das ist eine enorme Chance für gemeinsames Lernen, aber auch eine Herausforderung – vor allem in den ersten Tagen, wenn Vertrauen und Struktur erst wachsen müssen.
Kennenlernspiele für heterogene Gruppen sollten daher:
- Sprachbarrierefrei oder sprachreduziert sein,
- Kulturelle Vielfalt sichtbar machen, ohne sie zu überbetonen,
- Körperlich oder visuell arbeiten, statt nur über Sprache,
- Begegnung ermöglichen, ohne jemanden bloßzustellen.
Und das Beste? All das geht mit einfachen Methoden, die Spaß machen, Gemeinschaft stiften und inklusives Lernen fördern.
1. Steh-auf-Spiel mit Bildern
Ziel: Gemeinsamkeiten entdecken – ganz ohne Worte
So geht's
Die Kinder sitzen im Kreis. Die Lehrkraft zeigt Bildkarten mit bekannten Motiven: Hund, Ball, Eis, Fahrrad usw. Wer das, was auf dem Bild abgebildet ist, kennt oder mag, steht auf. Anschließend dürfen einzelne Kinder (freiwillig) zeigen oder sagen, warum sie es mögen.
Warum das funktioniert
- Sprachfrei: Es braucht keine Worte – Bilder und Bewegung reichen.
- Sozial: Kinder entdecken Gemeinsamkeiten („Ich mag auch Eis!“).
- Aktivierend: Durch das Aufstehen kommt Bewegung in die Runde.
- Empowernd: Auch Kinder mit wenig Deutsch erleben: „Ich kann mitmachen!“
2. „Mein Lieblings...“- Bildkarten-Raten
Ziel: Persönliche Interessen sichtbar machen – ohne große Worte
So geht's
🧩 Vorbereitung:
Lege eine Auswahl an Bildkarten gut sichtbar in die Mitte. Die Motive stammen aus verschiedenen Bereichen, z. B.:
– Tiere (Hund, Katze, Löwe…)
– Hobbys (Malen, Fußball, Musik…)
– Essen (Pizza, Eis, Gemüse…)
– Sportarten (Schwimmen, Tanzen, Klettern…)
🔒 Geheime Wahl:
Alle Kinder schauen sich die Karten in Ruhe an und merken sich eine Karte, die besonders gut zu ihnen passt – ohne sie aufzunehmen oder zu verraten. Die Wahl bleibt geheim.
🔍 Raterunde:
Nun wird geraten:
Die Lehrkraft oder die Gruppe zeigt nach und nach auf die Karten in der Mitte und alle überlegen gemeinsam: „Wer könnte das gewählt haben?“
Die Kinder dürfen ihre Wahl auf einfache Weise bestätigen – z. B. durch ein Nicken, auf sich zeigen oder ein „Ja“.
Hinweis: Es kann sein, dass am Ende ein paar Karten übrig bleiben, die niemand gewählt hat – das ist völlig in Ordnung. Auch das ist ein schöner Gesprächsanlass: „Niemand hat heute Pizza gewählt? Das ist aber eine Überraschung!“
💡 Variation: Wenn du das Spiel öfter spielen möchtest, kannst du die Karten nach Themen rotieren – z. B. „Lieblingsort“, „Lieblingstier“, „Was ich später mal machen will“.
🔎 Tipp: Du willst das Spiel direkt umsetzen?
Hier kannst du die passenden Bildkarten als PDF herunterladen und ausdrucken.
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Warum das funktioniert
Sprachsensibel & zugänglich: Kinder können sich auch mit wenigen Worten oder Gesten ausdrücken – alle finden einen Weg mitzumachen.
Persönlich & verbindend: Interessen werden sichtbar, Gemeinsamkeiten entdeckt – das stärkt die Klassengemeinschaft.
Locker & spielerisch: Die Atmosphäre bleibt leicht und offen – ideal für einen entspannten Einstieg.
3. Bildwürfel-Kennenlernen
Ziel: Etwas über sich erzählen – mit Bildimpuls und ganz ohne Druck
So geht’s
🎲 1. Würfeln & Bild zeigen
Ein Kind darf würfeln
Der Würfel zeigt statt Zahlen einfache Bilder (z. B. Haus, Ball, Herz, Pizza, Familie). Das gewürfelte Bild wird allen gezeigt.
🗣️ 2. Etwas dazu sagen oder zeigen
Das Kind entscheidet selbst, wie es reagieren möchte:
– Etwas erzählen: z. B. „Ich liebe Pizza“, „Ich habe zwei Brüder“, „Ich wohne in einem großen Haus“
– Etwas mit Gesten ausdrücken: z. B. Essbewegung, Herzzeichen mit den Händen, bellen wie ein Hund
– Oder einfach nicken, lächeln oder „Ich auch“ sagen – alles ist willkommen
🧑🏫 3. Unterstützung – wenn gewünscht
Wenn das Kind unsicher ist, hilft die Lehrkraft – ganz ohne Druck:
– mit einfachen Entscheidungsfragen („Magst du Pizza oder lieber Nudeln?“)
– mit Satzanfängen („Ich habe…“, „Ich mag…“)
– mit unterstützenden Gesten oder Bildern
Auch ein anderes Kind kann helfen – z. B. durch Flüstern, Mitzeigen oder gemeinsame Gesten.
🔁 4. Weiter geht’s
Der Würfel wird in der Runde weitergegeben, sodass nach und nach alle Kinder an die Reihe kommen.
💡 Tipp: Einen passenden Bildwürfel kannst du ganz einfach selbst basteln – oder unsere Vorlage nutzen, ausdrucken und loslegen!
👉 Würfel-Vorlage jetzt downloaden
Warum das funktioniert
Strukturiert & offen: Der Würfel gibt Impulse, das Kind entscheidet selbst, wie viel es erzählen oder zeigen möchte.
Sprachfördernd & spielerisch: Neue Wörter und Satzmuster entstehen ganz nebenbei.
Gemeinschaftlich & stärkend: Die Kinder erleben sich als Teil der Gruppe – unabhängig vom Sprachniveau.
4. Spurensuche im Klassenzimmer
Ziel: Bewegung, Begegnung und Orientierung – ohne Druck und mit viel Spaß
So geht’s
🖼️ 1. Vorbereitung:
Im Klassenzimmer werden mehrere Bildkarten gut sichtbar verteilt – z. B. an Wänden, Möbeln oder auf dem Boden.
Die Motive sollten einfach erkennbar und kindgerecht sein (z. B. Tiere, Farben, Flaggen, Formen).
Wichtig: Die Karten sollten so platziert sein, dass immer ein paar Kinder gleichzeitig ohne Gedränge davor stehen können.
🚶♀️ 2. Freie Bewegung:
Alle Kinder bewegen sich entspannt durch den Raum – sie dürfen gehen, schlendern oder sich umschauen, aber nicht rennen.
So lernen sie den Raum kennen – und haben Zeit, sich die Karten in Ruhe anzusehen.
👐 3. Aktionssignal & Geste:
Bevor das Spiel beginnt, wählt die Lehrkraft eine feste Bewegung, die bei jeder Runde ausgeführt wird – zum Beispiel: „Gebt euch ein High-Five!“
Dann beginnt das Spiel: Die Lehrkraft zeigt oder nennt eine Karte, z. B.:
„Wer gerade beim Elefanten steht, gibt jetzt ein High-Five!“
Die Kinder, die sich gerade an dieser Karte befinden, führen die Geste miteinander aus.
🔁 4. Neue Runde:
Nach kurzem Weiterlaufen oder Durchatmen nennt die Lehrkraft eine neue Karte – und das Spiel geht weiter.
🌀 Variation: Für noch mehr Abwechslung kannst du die Begrüßung bei jeder Runde leicht variieren – zum Beispiel durch unterschiedliche Bewegungen (Winken, Herzzeichen, Ellbogen-Gruß) oder kleine Geräusche (Tierlaute, Jubel, Musik). So bleibt das Spiel lebendig – und jede Begegnung ein bisschen anders.
Warum das funktioniert
Zufällig & verbindend: Kinder begegnen sich immer wieder neu – ganz ohne Gruppenzwang oder Vorgabe.
Gesten statt Worte: Die gemeinsame Bewegung schafft Nähe – auch ohne viele Sprachkenntnisse.
Locker & sicher: Die Struktur sorgt für Orientierung, ohne einzuengen – ideal für heterogene Gruppen.
Aktiv & aufmerksam: Die Kinder sind in Bewegung, aber nicht überfordert – das hält die Energie im Raum positiv.
Fazit: Mit kleinen Ideen große Wirkung erzielen
Gute Kennenlernspiele für heterogene Klassen sind nicht nur Spiele – sie sind pädagogisches Handwerkszeug. Sie fördern Sprache, Inklusion, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft. Wenn Kinder erleben, dass sie unabhängig von ihrer Sprache gesehen, verstanden und akzeptiert werden, entsteht die Basis für ein gutes Lernjahr.
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