Die Stimme ist das wichtigste Werkzeug für Lehrerinnen und Lehrer. Doch oft wird ihr Beitrag zum Wohlbefinden unterschätzt. In diesem Beitrag lernst du, wie du deine Stimme pflegst und für den Unterrichtsalltag richtig trainierst.

Kennst du dieses merkwürdige Kratzen, unten irgendwo im Rachen? Erst kribbelt es, dann spürst du auf einmal diesen massiven Kloß im Hals. Später kommen die Schmerzen. Als Lehrerin oder Lehrer ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du genau dieses Gefühl kennst oder noch kennenlernen wirst.

Denn die Diagnose Stimmbandentzündung (Laryngitis) wird bei Lehrerinnen und Lehrern überdurchschnittlich häufig gestellt. Kein Wunder, in kaum einem anderen Beruf ist die Stimme so gefordert wie in der Pädagogik. Dennoch gehört Stimmtraining meist nur am Rande zur klassischen Lehrerausbildung. Dabei wird deine Stimme durch ein paar einfache und regelmäßige Übungen um einiges kräftiger, nuancierter und vor allem robust. 

In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du deine Lehrerstimme gezielt trainieren kannst. Damit schützt du dich nicht nur vor schmerzhaften Entzündungen, sondern wirst auch selbstbewusster und sicherer.  

Stimmtraining in 4 Schritten

Eine Frau in einem roten Pullover steht mit einem Megaphon vor einer blauen Wand. Die eigene Stimme richtig einzusetzen, ist für Lehrerinnen und Lehrer eine essentielle Fähigkeit. In unserem Beitrag erklären wir dir, wie du deiner Stimme etwas Gutes tun kannst.

© Andrea Piacquadio / Pexels

Etwas für deine Stimme zu tun, ist gar nicht schwer. Bereits nach wenigen Minuten wirst du merken, wie viel leichter dir das Sprechen und Atmen fällt. Die folgenden vier Videos zeigen dir, wie du die unterschiedlichen Elemente deiner Stimme zuerst entspannen und dann trainieren kannst.

1. Stimme aufwärmen

Wieder einmal 7.55 Uhr und du stehst vor der verschlafenen Klasse. Räuspern und los geht’s! Das wäre schön. Die Realität ist aber, dass deine Stimme dann meistens noch in den Federn liegt. Sie ist kalt, belegt und verspannt. Der erste Schritt eines jeden Stimmtrainings ist daher das Aufwärmen der Stimme.

Klar, morgens nach dem Aufstehen ist man meistens maulfaul und müde. Als Lehrerin oder Lehrer wirst du heute sowieso noch viele tausend Worte sprechen. Doch die Wahrheit ist: durch kurzes Aufwärmen machst du deine Stimme fit für den Tag. Das Sprechen wirst du als wesentlich angenehmer empfinden und deine Stimmbänder werden weniger belastet. 

Mit diesem kurzen Video kannst du deine Stimme richtig auf Trab bringen.

Extra-Tipps

  • Zuhause – integriere Aufwärmübungen für die Stimme einfach in deine Morgenroutine. Sie klappen auch unter der Dusche oder beim Kaffeekochen.
  • In der Klasse – du kannst deine Stimme auch gemeinsam mit deinen SuS aufwärmen, wenn du dich danach fühlst.

 

2. Stimme entschleimen

Damit dein Kehlkopf gut arbeitet, ist er durch ein komplexes System von Muskeln und Knorpeln geschützt. Wie bei einer gut geölten Maschine ist es auch für deine Stimmbänder wichtig, dass sie feucht bleiben. Sonst trocknen sie aus oder kratzen. Durch längere Inaktivität bildet sich allerdings fester Schleim an den Stimmbändern – im Alltag sprechen wir dann von einer belegten Stimme.

Durch gezieltes Training kannst du diesen Schleim lösen, sodass deine Stimme wieder kräftig und deutlich wird. Damit beugst du lästigem Räuspern und Husten vor. Du wirst staunen, wie simpel sich der Schleim löst – belegte Stimme, adé!

3. Den Kehlkopf befreien – Selbstpandiculation

Der Klang unserer Stimme wird durch viele Faktoren beeinflusst. Die Stimmbänder liegen im Kehlkopf, der den Rachen von der Luftröhre trennt. Sie steuern die Atemluft so, dass unser Gegenüber Laute, Worte und Sätze wahrnimmt. Es passiert jedoch häufig, dass sich der Kehlkopf durch falsche Atmung gewissermaßen selbst festsetzt und unflexibel wird. Die Folge: eine flache, kraftlose Stimme.

Durch eine gezielte Massage mit deinen Fingern kannst du den Kehlkopf in Bewegung bringen. Danach wird sich deine Stimme befreit und vor allem viel natürlicher anfühlen. Dieses Video zeigt dir, was genau du tun musst:

4. Bei Heiserkeit: Die Stimmfunktion richtig nutzen

Wie entsteht eigentlich Heiserkeit? Entgegen der landläufigen Meinung hat Heiserkeit nicht nur damit zu tun, dass du zu viel gesprochen hast. Sie entsteht vielmehr durch falsches Sprechen und eine Fehlbelastung der Stimmbänder.

Dafür musst du verstehen, dass die Stimmbänder eine Doppelfunktion haben:

  1. Sie regulieren die Atemluft und erzeugen die Stimme
  2. Sie sind ein Muskel

Wie jeder andere Muskel deines Körpers auch spannen sich die Stimmbänder an, wenn du dich anspannst. Deshalb fällt es uns zum Beispiel schwer zu sprechen, wenn wir Sport treiben. Stress resultiert auch in permanenter körperlicher Anspannung und darunter leiden deine Stimmbänder und deine Stimme. Wir kennen das Phänomen, dass unsere Stimme versagt, wenn wir aufgeregt sind. Heiserkeit ist also das Resultat von vielem Sprechen unter Druck und Anspannung.

Umso wichtiger ist es für dich als Lehrerin oder Lehrer, dass du ein lockeres Sprechgefühl findest. Dieses tolle und lustige Video der Stimmtrainerin Isabel García hilft dir dabei.

Mit diesen Videos hast du bereits eine gute Basis, um deine Stimme regelmäßig zu trainieren und somit langfristig zu pflegen.

Wenn du noch tiefer einsteigen oder das Thema im Unterricht mit deinen SuS behandeln möchtest, haben wir im Folgenden noch einige Arbeitsblätter für dich zusammengestellt. 

Arbeitsblätter zum Thema Stimme

1. Stimmwissen für Lehrer

Auf dieser Abbildung sind alle menschlichen Organe im Querschnitt zu sehen, die an der Stimmbildung beteiligt sind.

© Persen Verlag

Die Stimme ist ein komplexes Produkt unserer Sinnesleistungen. Wenn du genauer verstehen möchtest, wie der menschliche Körper einen Gedanken in Sprache und schließlich in hörbare Laute übersetzt, dann empfehlen wir dir das eBook “Stimmwissen für Lehrer” vom Persen-Verlag

Viele Fachbegriffe wie Indifferenzlage, Resonanz, Sprechtempo oder Artikulation werden genau erklärt. So verstehst du nach der Lektüre genau, wie dein Körper arbeitet, um deine Stimme zu erzeugen. Das ist für dich als Lehrerin oder Lehrer besonders wichtig, um schädliche Körperhaltungen und belastende Stimmlagen zu erkennen und zu vermeiden. 

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Teil A: Stimmwissen für Lehrer

Das System Stimme; Die Körperhaltung; Die Atmung; Die Stimmlippentätigkeit; Die Resonanz; Die Indifferenzlage – der Schongang für die Stimme; Die Satzmelodie – das motivierende Auf und Ab der Stimme; Das Sprechtempo; Die Artikulation; Der Stimmansatz; Stimmstörungen; Wie arbeitet die Sprechstimmbildung?

Didaktik-Methodik | Sekundarstufe 1 | 5-10 Klasse | 10 Seiten | Persen

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2. Stripsody – Eine Stimmübung für dich und deine Klasse

Ein Screenshot aus dem Video Stripsody von Cathy Berberian. Darin erkundet die Komponisten und Sängerin die Vielfalt der menschlichen Stimme auf eindrucksvolle Weise.

© Youtube

Die menschliche Stimme ist ein direkter Ausdruck unserer Gefühlswelt. Daher haben viele Menschen Angst, vor anderen oder gar in einer Gruppe zu sprechen. Wer spricht, macht sich verletzlich und entblößt sich. Als Lehrerin oder Lehrer musst du natürlich eine professionelle Haltung zu deiner eigenen Stimme entwickeln. Aber manchmal tut es gut, sich gemeinsam daran zu erinnern, dass unsere Stimme unsere Persönlichkeit ist.

Das Stück “Stripsody” der Komponistin Cathy Berberian spielt mit der entlarvenden Natur unserer Stimme und zeigt, zu welchen ungeahnten Lauten ein Mensch fähig ist – nur anhand von Sprechblasen und Comics. 

Mit dem begleitenden Arbeitsblatt des Friedrich Verlags wird daraus eine runde Unterrichtsstunde zum Wesen der menschlichen Stimme.

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„Stripsody“ – Stimmbildung mal anders: Experimentieren mit der Stimme

Die amerikanische Sängerin Cathy Berberian bewies in ihrem Stück „Stripsody“ im Jahr 1966 eindrucksvoll, wie vielfältig die menschliche Stimme sein kann. Die fünf Bausteine dieses Beitrags bieten Ideen, um einen spielerischen und kreativen Zugang zur Stimme zu erhalten und auf humorvolle Weise beim Gebrauch der eigenen Stimme Hemmungen abbauen zu können.

Musik | Grundschule | 3-6 Klasse | 4 Seiten | Friedrich

Keywords: Musik_neu, Primarstufe, Musikpraxis, Stimme, Grundlagen der Praxis des Singens, Experimentieren mit der Stimme, Vertonung, Comic, Partitur, Geräusche-Memo

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3. Atem und Stimme kontrollieren

Prüfungsangst ist weit verbreitet. Vielleicht bibberst du als Referendarin oder Referendar vor der nächsten Lehrprüfung. Oder aber manche deiner SuS haben fürchterlichen Respekt vor dem nächsten Referat. Die Stimme hat damit viel zu tun, denn sie verrät als Erstes, wie unsicher du bist.

Allerdings lässt sich deine Stimme durch gezielte Atemübungen vor einer wichtigen Prüfung beruhigen und normalisieren. Besonders SuS schämen sich oft dafür, Atemübungen zu machen, weil sie sich dabei albern vorkommen. Doch hier hast du es als Lehrerin oder Lehrer  entscheidend in der Hand: Wenn du mit der ganzen Klasse Atemübungen machst, baust du die Hemmschwelle enorm ab und nimmst gleichzeitig die Angst und den Druck, den viele SuS verspüren.

Das Kapitel “Atem und Stimme kontrollieren lernen” im eBook des Friedrich Verlags bietet dir viele wertvolle Übungen, die du mit deiner Klasse durchführen kannst. So lernen deine Schützlinge, sich überhaupt erst auf ihre eigene Stimme zu konzentrieren. Allein das macht sich oft schon in mehr Selbstsicherheit und einer angenehmeren Stimmlage bemerkbar.

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Atem und Stimme kontrollieren lernen

Die Schüler trainieren Atmung, Stimmbildung, Aussprache, Tempo und Körpersprache und lernen, die Körper- und Atemübungen gezielt zur unmittelbaren Vorbereitung auf ein Referat einzusetzen.

Deutsch | Sekundarstufe 1 | 5-6 Klasse | 6 Seiten | Friedrich

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Fazit – die Kraft der Stimme nutzen

Deine Stimme regelmäßig zu trainieren, ist enorm wichtig. Wie alle anderen Körperteile auch, rostet sie mit der Zeit, wenn sie nicht gepflegt wird. Wir haben dir in diesem Blogpost verschiedene Wege gezeigt, wie du deine Stimme verbessern kannst. Gemeinsam ist allen, dass sie sofortige Effekte haben und du den Vorher-Nachher-Unterschied direkt beim Sprechen spüren kannst.

Daher ist ein Stimmtraining für ausnahmslos alle empfehlenswert – auch für deine Schülerinnen und Schüler. Probier es einfach mal aus!

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