Schulausfall und soziale Ungleichheit durch Corona

Diese Illustration verdeutlich das Prinzip der sozialen Ungleichheit: Auf einer Seite einer Waage stehen viele Menschen, auf der anderen nur ein Mensch mit einem großen Geldsack. In diesem Beitrag geht es darum, wie die soziale Ungleichheit durch die Corona-Pandemie zugenommen hat und wie sie auch die Schule verändert.

Schulausfall und Homeschooling waren seit Beginn der Corona-Pandemie lange Zeit eher Regel als Ausnahme. Doch was ist mit denjenigen, die zuhause kein geeignetes Lernumfeld haben? Verstärkt Corona dadurch am Ende die soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft? Unser Blogpost begibt sich auf Spurensuche und stellt Lösungsansätze vor.

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist Schulunterricht nicht mehr dasselbe wie vorher. Im Klassenzimmer werden Masken getragen. Klassenfahrten und Ausflüge sind ersatzlos gestrichen. Wenn Covid-Verdachtsfälle bestehen, müssen teilweise ganze Schulen in Quarantäne. 

Es ist nicht einfacher geworden. Am besten läuft es da noch für alle, die auch zuhause gut und effizient lernen können. Denn die Schule muss ja weitergehen und die Prüfungen sind dieselben wie vor Covid-19.

Ein Mädchen sitzt zuhause an einem Laptop vor einem großen Bücherregal. Wer aus einem Haushalt mit hohem Bildungsgrad kommt, hat es beim Homeschooling wesentlich leichter, was soziale Ungleichheit verstärkt.

© Annie Spratt / Unsplash

Doch was ist mit weniger Privilegierten? Allen Schülerinnen und Schülern etwa, die zuhause keinen eigenen Computer besitzen oder kein eigenes Zimmer haben? Oder alle, deren familiäre Verhältnisse so belastet sind, dass an Homeschooling gar nicht erst zu denken ist?

Die Antwort auf diese Fragen hat mit sozialer Ungleichheit zu tun. Viele sind der Meinung, dass die Schere zwischen Arm und Reich durch Corona weiter auseinander gegangen ist. Dafür spricht auch, dass Ärmere viel stärker vom Virus betroffen sind als wohlhabende Menschen. 

Diese soziale Ungleichheit macht auch vor der Schule nicht halt. Dabei kämpft Schule eigentlich genau dagegen an. Sie soll Chancengleichheit ermöglichen, wo soziale Unterschiede bestehen. Wenn sich diese Unterschiede aber nun weiter verfestigen, weil Kinder und Jugendliche zuhause lernen MÜSSEN, dann haben wir ein Problem. 

Höchste Zeit also, dass du dich als Lehrkraft mit dem Phänomen der sozialen Ungleichheit in Deutschland näher auseinandersetzt.

Definition des Begriffs soziale Ungleichheit

Fest steht: Es gibt viele Ungleichheiten zwischen Menschen. Doch wenn wir von sozialer Ungleichheit sprechen, dann geht es um die ungleiche Verteilung von Ressourcen. Und zwar jenen, die für ein gutes Leben nötig sind. 

Der Soziologe Stefan Hradil nennt diese wertvolle Güter. Wenn manche Menschen von diesen regelmäßig mehr erhalten als andere, sprechen wir von sozialer Ungleichheit.

Beispiele für “wertvolle Güter”

  • Bildung
  • Einkommen
  • Sicherheit
  • Gesundheit
  • Wohnbedingungen
  • Umwelt

Alle diese Faktoren hängen zusammen. Oft bedingen sie sich gegenseitig: Wer kein Einkommen hat, findet keine Wohnung. Wer keine Bildung erhalten hat, erzielt kein hohes Einkommen usw.

Es gibt viele Modelle sozialer Ungleichheit, aber wichtig ist zunächst, dass unsere moderne Gesellschaft auf einem Gleichheitsideal basiert: Jeder Mensch sollte die gleichen Chancen haben und freie, selbstbestimmte Entscheidungen treffen können.

Eine gereckte Faust vor einer weißen Wand symbolisiert das Gleichheitsideal unserer Gesellschaft. Denn der Begriff Soziale Ungleichheit ergibt nur Sinn, wenn dieses Gleichheitsideal besteht.

© Clay Banks / Unsplash

Dieses Gleichheitsideal findet sich im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, Art. 3 wieder.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. 

Vor diesem Hintergrund erscheint soziale Ungleichheit als problematisch, da sie die Basis unseres Zusammenlebens schädigt. Anders als in Gesellschaften, in denen soziale Unterschiede als naturgegeben angesehen werden, wie z. B. heute im indischen Kastensystem.

Dieses Video der Hans-Böckler-Stiftung erklärt zusammenfassend, was so problematisch an dem Begriff der sozialen Ungleichheit ist und warum wir ihn so dringend brauchen.



Welche Dimensionen hat soziale Ungleichheit in der Schule?

Warum reden wir aber gerade in der Corona-Pandemie über soziale Ungleichheit und Benachteiligung? Man kann gut beobachten, dass die sogenannten systemrelevanten Berufe, von denen so oft die Rede ist, zwei Merkmale aufweisen:

  1. Schlechte Bezahlung
  2. Keine Möglichkeit zum Homeoffice

Wer diese Berufe ausübt, hat schlicht oft keine Zeit, seine Kinder zuhause zu unterrichten, wenn der Schulunterricht ausfällt. Wer im Homeoffice arbeitet und nicht jeden Cent umdrehen muss, hingegen schon eher. 

Doch auch vor Corona war soziale Ungleichheit in der Schule ein Thema, zum Beispiel im dreistufigen Bildungssystem. Wer eine Empfehlung zur Hauptschule erhält, wird soziale Benachteiligung eher erfahren als ein Gymnasiast. Frei nach dem Motto: “Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose.”

Wusstest du, dass Lehrerinnen und Lehrer laut einer Studie Schulkinder schon aufgrund ihres Vornamens in soziale Schubladen stecken und sich daran orientieren? 

So wird klar, dass Homeschooling die Dimensionen sozialer Ungleichheit noch stärker hervortreten lässt. Denn der Ort Schule als geschützter Lernraum für schwächere SuS verliert an Bedeutung.

Was genau du dagegen tun kannst, um betroffenen SuS Chancen zu ermöglichen, erfährst du jetzt.

 

Homeschooling und Corona

Allein, dass der Unterricht zuhause selbst organisiert werden muss, stellt viele Familien vor eine Herausforderung. Viele Eltern wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen oder haben Angst, dass ihr Kind nun schlechtere schulische Leistungen erbringen wird.

Ein Junge sitzt vor einem Laptop und soll sich mit digitalem Lernen beschäftigen. Für viele Schülerinnen und Schüler ist das ein Problem, weil zuhause die Lernbedingungen nicht stimmen.

© Thomas Park / Unsplash

Als Lehrkraft solltest du daher mit den richtigen Fragen auf deine SuS eingehen.

  • Wie läuft der Unterricht zuhause bei dir ab?
  • Hast du einen festen Lernort, an dem du dich aufhalten kannst?
  • Was fehlt dir, um deine Aufgaben gut zu erledigen?
  • Wie fühlst du dich, wenn du nach längerer Abwesenheit wieder in die Schule gehst?
  • Sind deine Hardware und der Internetanschluss ausreichend?

Versuch dabei so empathisch wie möglich zu sein. Viele SuS schämen sich dafür, dass sie zuhause wenig bis keine Unterstützung erhalten oder aus finanziellen Gründen keinen Computer besitzen.

Wenn du merkst, dass einzelne Schülerinnen und Schüler den Anschluss verlieren, suche schnell das Gespräch mit den Eltern und deinen KollegInnen. Auf keinen Fall solltest du deine SuS spüren lassen, dass du unzufrieden mit ihren Leistungen bist, wenn die häusliche Situation problematisch erscheint.

Denn Kinder und auch Jugendliche sind von sozialer Ungleichheit noch stärker betroffen als Erwachsene, da sie der Situation schutzlos ausgeliefert sind und nicht selbst bestimmen können.

Wenn du mit deinen SuS die Gunst der Stunde nutzen möchtest, um über das Thema soziale Ungleichheit zu sprechen, haben wir im folgenden einige Ideen und Unterrichtsmaterialien für dich zusammengestellt.

Soziale Ungleichheit – Ideen für den Unterrichtseinstieg

Soziale Ungleichheit ist grundsätzlich eher ein Thema für höhere Klassenstufen.  Das liegt daran, dass viel Unterrichtsmaterial sehr theoretisch und sozialwissenschaftlich abstrakt ist. Es gibt wenig Praxis-Beispiele, obwohl es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt.

Das eBook “Kämpfende Arbeitnehmer und verhätschelte Millionäre? – Soziale Ungleichheit in Deutschland” vom Raabe Verlag bietet einen soliden Einstieg in die Thematik und ist für die Klassenstufen 11-13 geeignet.

Du bist bereits bei meinUnterricht registriert? Dann geht es hier direkt zu den Materialien. 

Einführung

Soziale Ungleichheit bedeutet die ungleiche Verteilung von materiellen und immateriellen Ressourcen. Es geht nicht nur um Einkommens- oder Vermögensunterschiede, sondern um die Frage nach Chancengleichheit. Die Schülerinnen und Schüler lernen die Ursachen sozialer Ungleichheiten und deren Folgen für die Gesellschaft kennen. Sie setzen sich kritisch mit politischen und gesellschaftlichen Lösungsansätzen auseinander und bewerten diese.

Politik | Gymnasium | 11-13 Klasse | 8 Seiten | Raabe

Keywords: Politik_neu, Sekundarstufe II, Wirtschaftsordnung, Sozialstruktur und sozialer Wandel, Zahlungsformen und Zahlungsmittel, Erscheinungsformen des sozialen Wandels, Funktionen des Gelds, Wandel in der Bevölkerung, Einkommen, Soziale Ungleichheit, Vermögensverteilung, Ursachen, Folgen, Lösungen, Konzepte

Kostenlos herunterladen

Die Arbeitsblätter zu den “Folgen sozialer Ungleichheit” hingegen sind praxisnäher und regen deine SuS an, sich selbst mit Fragen rund um das Thema soziale Gerechtigkeit zu beschäftigen. Auch sie sind für die Oberstufe geeignet.

Du bist bereits bei meinUnterricht registriert? Dann geht es hier direkt zu den Materialien. 

Folgen sozialer Ungleichheit

Die SuS beschreiben eine Karikatur und erklären diese. Anhand eines Sachtextes erfahren sie mehr über die Spaltung der Gesellschaft und erklären die "rohe Bürgerlichkeit". Sie begründen, inwiefern sie dem Autor zustimmen. Zuletzt füllen die SuS einen Fragebogen zur Gerechtigkeit aus.

Politik | Gymnasium | 11-13 Klasse | 5 Seiten | Raabe

Keywords: Politik_neu, Sekundarstufe II, Wirtschaftsordnung, Sozialstruktur und sozialer Wandel, Zahlungsformen und Zahlungsmittel, Erscheinungsformen des sozialen Wandels, Funktionen des Gelds, Wandel in der Bevölkerung, Einkommen, Soziale Ungleichheit, Ursachen, Folgen, Arm, Reich, Die Zeit, Armut

Kostenlos herunterladen

 

Fazit – Digitales Lernen muss gelernt werden

Sprechen wir es aus: Materiell besser gestellte SuS haben in der Corona-Pandemie einen Wettbewerbsvorteil. Sie haben die technische Ausstattung, genug Platz und Eltern, die helfen wollen UND können. 

Daher solltest du als Lehrkraft Wert darauf legen, dass das digitale Lernen möglichst ALLE deine SuS erreicht. Überleg dir am besten, wie du SuS helfen kannst, die zuhause keine geeignete Lernumgebung vorfinden.

  • Kannst du z. B. Patenschaften zwischen SuS einrichten?
  • Oder kreative Formate entwerfen, wie SuS remote ihre Leistungen erbringen können?

Nicht alles muss mit Stift und Papier gemacht werden. Lass deine SuS Hausaufgaben per Videoaufzeichnung beantworten. 

Vor allem: Gib deinen Schützlingen das Gefühl, dass die Institution Schule in diesen besonderen Zeiten für sie da ist. Schule lebt von den Schülerinnen und Schülern. So kannst du dazu beitragen, dass möglichst niemand den Anschluss verliert.

Auf dich als Lehrkraft kommen also eine ganze Menge neue Aufgaben zu. Sei mutig und setze dich für deine Klasse ein. Nie war es wichtiger als jetzt!

Zum Abschluss haben wir noch ein Bonus-Video für dich. Es fasst nochmal zusammen, warum du gerade jetzt auf die Themen soziale Ungleichheit, Corona und Schule schauen solltest.

Lust auf mehr? Wir haben eine kuratierte Kollektion für dich erstellt, die weitere Materialien zum Thema Soziale Ungleichheit versammelt.

meinUnterricht Icon Erhalte jetzt kostenlose Materialien für deinen Unterricht Teste unsere Plattform und erhalte deine ersten Arbeitsblätter völlig kostenlos.
Powered by meinUnterricht