Prokrastination – die besten Methoden für klares Zeitmanagement

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl mit den Füßen auf ihrem Schreibtisch und lenkt sich mit Musik von der Korrektur der Klassenarbeiten ab.

Prokrastination macht Arbeiten und Lernen zur Qual. Wie entkommst du dem ständigen Aufschieben? Unser Beitrag stellt 5 Methoden vor, die dir das Leben erleichtern.

Unter Prokrastination versteht man das notorische Aufschieben von wichtigen, anstehenden Aufgaben. Statt der eigentlichen Arbeit wird oft eine Tätigkeit gewählt, die relativ gesehen als angenehmer empfunden wird. Prokrastination beruht auf einer bewussten Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Aktivität. Sie hat daher nichts mit Faulheit tun.

Inzwischen ist die Prokrastination zu einem geflügelten Wort geworden. Redewendungen wie “Drückebergeritis” oder “Aufschieberitis” verharmlosen jedoch, dass sich dahinter ernsthafte Probleme mit der Selbststeuerung verbergen. Prokrastination kann starke Minderwertigkeitsgefühle auslösen, besonders in unserer Leistungsgesellschaft.

Typischer Ablauf von Arbeitsaufgaben bei Prokrastination

  1. In einer Phase anfänglicher Euphorie wird Zeit in eine Aufgabe investiert.
  2. Dann folgt eine lange Phase, in der die Aufgabe aufgeschoben wird.
  3. Wenn die Deadline kurz bevor steht, wird die Aufgabe unter großem Druck – fast panisch – abgearbeitet

Wann kommt es zur Prokrastination?

Besonders häufig ist Prokrastination bei Aufgaben, die viel Eigeninitiative erfordern. Insbesondere größere schriftliche Arbeiten zählen dazu – sie können nur erfolgreich sein, wenn Lernende sich selbst gut strukturieren können.

Aber auch vor Prüfungen kann Prokrastination die Lern- und Lebensqualität negativ beeinflussen. Dann kommt es zum sogenannten Bulimielernen. Die Lerninhalte müssen unter großem Druck und in kurzer Zeit angeeignet werden. Dadurch wird zwar die Prüfung bestanden, doch das Gelernte hat keine Chance, ins Langzeitgedächtnis überzugehen.

Ein junger Mensch sitzt erschöpft über einem Stapel Bücher.
© Karolina Grabowska / Pexels

Anders herum können aber auch die Lerninhalte und die Art des Prüfungssystems Prokrastination begünstigen. Multiple-Choice-Prüfungen sowie fehlende Deadlines und unklare Erwartungshorizonte in Universitäten und Schulen sind für Schülerinnen und Schüler fatal, die sich nicht gut selbst organisieren können.

Wie bringen wir also selbstbestimmtes Lernen und Prokrastination zusammen?

Fakt ist: Gegen Prokrastination helfen nur klare Strukturen. Damit du dich und deine Schülerinnen und Schüler gegen die Fallstricke des Aufschiebens wappnen kannst, haben wir fünf der effektivsten Methoden für dich herausgesucht.

5 Methoden gegen Prokrastination, die funktionieren!

Eine Eule fliegt frontal auf den Betrachter zu und verbildlicht den Begriff Fokus.
© Pixabay / Pexels

Fast alle Methoden gegen Prokrastination verbildlichen die Zeit. Sie wird dadurch zu etwas Konkretem, statt eine abstrakte Bedrohung zu bleiben.

Die Zeit ist, wie jede Zeit, eine sehr gute Zeit, wenn wir nur etwas mit ihr anzufangen wissen. (Ralph Waldo Emerson)

Wie du deine Zeit besser nutzen kannst, das erfährst du jetzt.

1. Die Pomodoro-Methode

Das System ist simpel, aber genial. Die Zeit wird bei der sogenannten Pomodoro-Technik in kurze, klar definierte Abschnitte eingeteilt.

Die Pomodoro-Technik einfach erklärt:

  • 25 Minuten arbeitest du an einer klar umrissenen Aufgabe. Tipp: Aktiviere den Flugmodus deines Handys und schließe unnötige Seiten auf deinem Computer.
  • Danach legst du eine (Zwangs-)Pause von 5 Minuten ein. Tipp: Schließe dein Notebook, stehe auf, checke dein Handy, hol dir etwas zu trinken – belohne dich!
  • Nun folgt der nächste Block von 25 Minuten und danach die nächste Pause.

Falls du früher fertig bist, kannst du die Zeit nutzen, um das Erreichte nochmals durchzugehen oder dich dem Selbststudium zu widmen.

Dieses Pomodoro-Muster kann 4 bis 5 Mal wiederholt werden. Danach solltest du eine längere Pause von mindestens einer halben Stunde einlegen.

Du wirst sehen: die Zeit wird mit dieser Technik von etwas Negativem (die verlorene Zeit durch die Prokrastination) zu etwas Positivem (die Zeit, in der du etwas erreicht hast). Gleichzeitig machst du häufiger Pausen und bist dadurch sogar produktiver!

Jetzt fragst du dich sicher nur noch, warum zum Geier es bloß Pomodoro-Technik heißt? Die Erklärung ist tatsächlich sehr simpel, der Erfinder Francesco Cirillo nutzte zur Zeitmessung eine Eieruhr in Form einer Tomate.

Du kannst ebenfalls einen physischen Timer nutzen, um die Zeit sichtbar zu machen. Oder aber du nutzt einen der zahlreichen Pomodoro-Timer online, die ganz einfach in deinem Browser funktionieren.

2. Seitenblocker

Ein Straßenschild, auf dem auf Englisch “Do not Enter” geschrieben steht.
© Steve di Matteo / Pexels

Ein großes Problem der heutigen Zeit ist, dass Arbeit und Freizeit immer stärker miteinander verbunden sind. Auf unseren Computern arbeiten und lernen wir, schauen Filme, zocken und erledigen private Angelegenheiten.

Die Versuchung ist groß, abzudriften und eben doch zu surfen, wenn man eigentlich arbeiten muss. Hallo, Prokrastination! 👋

Manchmal helfen da nur harte Sanktionen. Zum Beispiel Browser-Plugins wie Blocksite mit denen du bestimmte Websites und soziale Medien sperren kannst.

Bei häufiger Prokrastination kann der harte Entzug sinnvoll sein, als alleinige Methode ist er jedoch nicht geeignet. Nur weil du bestimmte Seiten blockierst, wirst du dadurch nicht automatisch deine Zeit besser nutzen.

3. Miteinander produktiv sein

Prokrastination wird häufig dadurch begünstigt, dass die anstehende Aufgabe allein bewältigt werden muss. Dadurch erscheint sie oft größer und schwieriger, als sie ist. Doch auch wenn du isoliert zuhause sitzt, kannst du dich mit anderen Menschen verbinden und gemeinsam produktiv sein.

Apps wie Focusmate verbinden dich zufällig mit einem anderen Menschen, irgendwo auf der Erde. Das funktioniert folgendermaßen:

  1. Du legst fest, welche Sprachen du sprichst, damit du mit deinem Gegenüber kommunizieren kannst.
  2. Du definierst ein Zeitfenster, in dem du produktiv sein möchtest.
  3. Du wirst mit einer Person per Videochat verbunden.
  4. Ihr sprecht kurz über die anstehende Aufgabe, dann arbeitet ihr das Zeitfenster ab.
  5. Am Ende teilt ihr euch gegenseitig mit, was ihr erreicht habt.

Das Video bleibt während der gesamten Fokuszeit aktiviert. Eine Unterbrechung würde der anderen Person sofort auffallen und diese ebenfalls im Flow stören. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du am Ball bleibst.

4. Passende Lern- und Arbeitsorte finden

Ein Mann sitzt in einer Bibliothek an einem Arbeitsplatz und konzentriert sich.
© Malte Luk / Pexels

Die Umgebung bestimmt in einem hohen Maße, wie wir arbeiten. Es gibt definitiv Settings, die Prokrastination fördern. Das hängt davon ab, was für ein Lerntyp du bist. Wenn du leicht ablenkbar bist, ist ein Café oder das Lehrerzimmer kein guter Lernort für dich. Eine Bibliothek ist dann vielleicht besser geeignet. Ob du zuhause gut arbeiten kannst, hängt natürlich von deinen familiären Umständen ab. Ein Arbeitszimmer zuhause kann jedoch einen klaren Ort innerhalb deines Zuhauses schaffen, der nur für die Arbeit reserviert ist.

5. Den richtigen Umgang mit dem Smartphone finden

Ebenso wichtig ist die Frage, wie du mit dem Handy bzw. Internet umgehst. Das Smartphone macht Prokrastination sehr einfach. Daher solltest du dir eine Strategie und im besten Fall ein Regelwerk zurechtlegen, um klare Grenzen zu setzen.

  • Du kannst zum Beispiel zum Arbeiten und Entspannen unterschiedliche Geräte nutzen.
  • Oder du legst handyfreie Zeitfenster am Tag fest, in denen du dein Smartphone in den Flugmodus versetzt.
  • Mache dich vom Drang frei, Nachrichten immer sofort zu beantworten. Die allermeisten Angelegenheiten können auch ein paar Stunden warten. Reserviere dir kurze Abschnitte im Tagesverlauf, in denen du alle Nachrichten auf einmal beantwortest.

Klarheit gegenüber sich selbst ist der Schlüssel zum Erfolg

Du musst diese Methoden nicht alle gleichzeitig anwenden. Dann steigt die Gefahr, dass sie dich überfordern und es am Ende zum Jo-Jo-Effekt kommt. Viel wichtiger ist es, mit wenigen Regeln anzufangen, diese aber dafür konsequent beizubehalten.

Wir alle können die Strukturen und Denkmuster unseres Gehirns verändern. Doch dazu braucht es Zeit und Beharrlichkeit. Mittlerweile gibt es aber zum Glück auch professionelle Hilfe: an der Universität Münster gibt es die erste Prokrastinationsambulanz, in der Betroffene gezielt psychologische Unterstützung erhalten. Auch sonst kann eine Psychotherapie hilfreich sein, wenn die Prokrastination das Selbstwertgefühl beschädigt.

meinUnterricht Podcast zum Thema Prokrastination

Wenn du noch mehr über das Thema Prokrastination erfahren möchtest, empfehlen wir dir auch unseren passenden Podcast “meinUnterricht Lehrerplausch” mit Susanne und Dennis.

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