Schulnoten sind nicht objektiv. Auch wenn Noten scheinbar genau das Gegenteil vermitteln. Erfahre in unserem Beitrag, was Notengebung alles beinhaltet und wie du die Fairness deiner Bewertungen steigern kannst.

Noten lösen Euphorie aus – oder Enttäuschung. Doch eins sind Noten niemals: neutral. Denn in Schulnoten steckt immer eine Bewertung, ein Urteil über erbrachte Leistungen. Das ist kein Zufall: der Staat erwartet von der Schule, dass sie Leistungen von Schülerinnen und Schüler vergleichbar macht und beurteilt. Und dennoch sind Noten oft nicht gerecht, erzeugen Leistungsdruck und können somit sogar Motivation und Lernbereitschaft verringern.

Zum Einstieg ins komplexe Thema der Notengebung haben wir ein kurzes Video von Quarks & Co. für euch herausgesucht, das ganz einfach erklärt, warum Schulnoten gar nicht objektiv sein können.

Fassen wir kurz zusammen. Folgende Faktoren können die Notengebung abseits der reinen Leistung beeinflussen:

  • Geschlecht
  • Vorname
  • Ethnie
  • Sozialer Status
  • Gewicht
  • Schriftbild
  • Länge der Arbeit
  • Vorgaben nach Schule und Bundesland
  • Vorlieben der Lehrenden

Angesichts dieser langen Liste ist es kein Wunder, dass Notengebung von vielen Expertinnen und Experten kritisch gesehen wird. Auch wissenschaftliche Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen. In der mittlerweile berühmten Max vs. Murat-Studie der Universität Mannheim konnten die Forscherinnen und Forscher herausfinden, dass Kinder mit einem ausländischen Namen schon in der Grundschule schlechter bewertet werden als ihre Klassenkameradinnen und -kameraden mit deutschem Vornamen – bei gleicher Leistung.

Keine guten Vorzeichen, doch um zu verstehen, wie eine faire Notengebung aussehen kann, rufen wir uns nochmal in Erinnerung, wie das Notensystem an den meisten Schulen aussieht. Wenn wir hier von Noten sprechen, meinen wir die sogenannten Ziffernoten, also die klassische 1 bis 6 oder 0 bis 15 Punkte in der Oberstufe. Diese sind bis heute der Standard, auch wenn immer mehr Schulen andere Wege gehen. Schulformen wie die Waldorfschule kommen gänzlich ohne Noten aus und setzen auf individuelle Leistungsportfolios.

Ein Mädchen steht mit einem Schulheft vor der Brust in einem Flur.

© Kelly Sikkema / Unsplash

Im Grunde besteht der Prozess der Leistungsbewertung aus zwei Teilen.

  1. Beobachten – im Unterricht beobachtest du Tag für Tag deine SuS und bewertest dabei bereits implizit ihre Leistung, vor allem die mündliche Beteiligung.
  2. Bewerten – die eigentliche Bewertung erfolgt bei schriftlichen Arbeiten auf Papier oder bei der Notengebung am Ende des Schulhalbjahres.

Zudem musst du differenzieren, in welchem Kontext die Leistung bewertet werden soll.

  1. Bewertung der einzelnen Leistung
  2. Bewertung von Teamleistung

Der wichtigste Punkt ist jedoch: die Notengebung ist IMMER individuell, denn Leistung ist nicht gleich Leistung. Objektiv messbar wäre diese nur in einer Welt, in der alle Menschen gleich sind. Doch du weißt am besten, dass SuS unterschiedliche Voraussetzungen für den Lernerfolg mitbringen. Sogar was Lernerfolg ist, variiert von Mensch zu Mensch. 

Ziffernoten erwecken allerdings den Anschein der Vergleichbarkeit. Das heißt, deine Notengebung darf nicht nur die messbare Leistung widerspiegeln, sondern muss auch die individuellen Stärken und Schwächen des Schülers oder der Schülerin mit einbeziehen.

Um besser zu verstehen, wie individuelle Notengebung funktioniert, haben wir einige eBooks und Webinare aus unserer App für dich vorbereitet. 

Webinar mit Botho Priebe: die Sache mit der Leistungsbewertung

Dieses Webinar der SchiLf-Akademie ist mit anderthalb Stunden Laufzeit perfekt dafür geeignet, um so richtig in die Komplexität des Themas einzusteigen. Der Referent Botho Priebe appelliert darin an die emotionale Komponente der Notengebung. Erinner dich einmal an deine Schulzeit. Auch du wurdest benotet und hast dementsprechend eigene Erfahrungen, Erfolge und Ängste gehabt, die dein Leben ein Stück weit geprägt haben.

Ein Junge in einer Schulklasse ist von hinten zu sehen.

© Taylor Wilcox / Unsplash

Priebe zitiert im Webinar bekannte literarische Beispiele wie Szenen aus den Buddenbrooks von Thomas Mann (der selbst ein schlechter Schüler war und darunter litt) oder die Erzählung Unterm Rad von Hermann Hesse, die als Abrechnung mit dem autoritären, gleichmacherischen Schulsystem seiner Zeit berühmt geworden ist. Noten sind also beileibe nicht nur Noten, sondern drücken eine Weltsicht aus.

Was du aus diesem Webinar mitnehmen kannst, ist vor allem, dass Notengebung so viel mehr als die kleine Zahl auf der Klassenarbeit oder dem Zeugnis ist. Notengebung findet jeden Tag statt, auch Meinungen und Urteile sind Teil von ihr und somit von dir. Damit ist ein Grundstein gelegt für eine selbstreflexive Herangehensweise ans Thema.

Du bist bereits bei meinUnterricht registriert? Dann geht es hier direkt zu den Materialien.

Leistung messen und bewerten – das Praxisbuch

Nach diesem allgemeinen Einstieg bietet sich eine theoretische Fundierung an. Diese gelingt am besten mit dem eBook vom Auer-Verlag, welches dir das begriffliche Rüstzeug beibringt, um transparente Entscheidungen bei der Notengebung zu treffen.

Dazu gehört, dass du verstehst, mit dem Begriff der Leistung umzugehen. Was ist Leistung überhaupt? Und wie und warum wird sie in der Schule als Lern- und Entfaltungsraum angewendet? Daran schließt sich die Frage an, wie man schulische Leistungen eigentlich richtig beobachtet.

Die Autorinnen und Autoren grenzen Leistungsmessung und Leistungsbewertung voneinander ab und erklären, warum sie so unterschiedlich sind. Dabei müssen immer zwei verschiedene Faktoren in Bezug auf die individuelle Lage des Benoteten abgewogen werden.

  1. Ausgangslage – sozialer Hintergrund & Elternhaus 
  2. Lernfortschritte – relative Verbesserung in der Schule

Jede Schule stellt zudem schuleigene Leistungskonzepte bereit, um individuelle Unterschiede in der Schülerschaft zu fördern. So solltest du dir an deiner Schule auch immer folgende Fragen stellen: 

  • Was wird an Förderung angeboten? 
  • Wie stellen wir Fairness her?

Nur auf diese Weise kannst du mit der Zeit absolute und relative Leistung eines Schülers oder einer Schülerin miteinander vergleichen und am Ende eine faire Note geben. Eine Möglichkeit zur individuellen Förderung muss IMMER die Notengebung ergänzen, um deren absoluten Charakter und ungleich verteilte Ressourcen unter den SuS auszugleichen. Eine Möglichkeit dafür ist die sogenannte innere Differenzierung, hier werden einfach unterschiedliche Aufgaben innerhalb einer Klasse verteilt, um auf bestehende Unterschiede einzugehen. 

In niedrigen Klassenstufen ist die Anpassungsfähigkeit in der Notengebung noch sehr hoch, das heißt Unterschiede zwischen den SuS spielen für die Notengebung eine große Rolle. Sie nimmt bis zu den hohen Klassenstufen immer weiter ab, weil dann wiederum die Bereitschaft der SuS, Förderangebote in der Schule aktiv wahrzunehmen, ebenfalls beurteilt werden kann.

Du bist bereits bei meinUnterricht registriert? Dann geht es hier direkt zu den Materialien.

Was ist Leistung?

Leistungsbegriff in Schule und Gesellschaft; Chancenungleichheit und Leistungsüberprüfung; Absolute und relative Leistung

Didaktik-Methodik | Grundschule | 1-13 Klasse | 3 Seiten | Auer

Keywords:

Kostenlos herunterladen

Wenn du mehr zum  Thema Leistungsbewertung wissen möchtest, haben wir noch zwei interessante Kollektionen zur schriftlichen und mündlichen Bewertung mit reichlich Ratgebern für dich.

Schule ohne Noten – geht das?

Zum Abschluss unseres Artikels wagen wir noch einen Blick über den Tellerrand. Dass spezielle Schulformen wie die Waldorfschule größtenteils ohne Noten auskommen, haben wir bereits erwähnt. Doch es gibt auch andere Experimente für eine Alternative zum Notensystem. Diese Primusschule in Minden hat sich von Noten verabschiedet und setzt stattdessen auf Kooperation in der Klasse und eine Lernbegleitung durch die Lehrerinnen und Lehrer. Doch sieh selbst:

Lust auf mehr? Hier geht’s zu unserer kuratierten Kollektion zum Thema Notengebung.

meinUnterricht Icon Erhalte jetzt kostenlose Materialien für deinen Unterricht Teste unsere Plattform und erhalte deine ersten Arbeitsblätter völlig kostenlos.
Powered by meinUnterricht