Wie geht Homeschooling? Hilfreiche Tipps für Eltern

Wie geht Homeschooling? Hilfreiche Tipps für Eltern

Deutschlands Schulen sind dicht. Bis wann die Coronakrise dauert, das weiß momentan niemand. Zahlreiche Familien stehen nun vor der Herausforderung, ihren Alltag völlig neu zu gestalten. Denn machen wir uns nichts vor, mit einer solchen Situation und damit verbundenen Einschränkungen hat keiner von uns gerechnet. Viele Eltern müssen in dieser Zeit eine neue Rolle übernehmen – die der Lehrkraft. Wie bringt man also die eigenen Kinder am besten dazu, zuhause richtig zu lernen?

Wir haben einige hilfreiche Tipps, mit denen Homeschooling nicht zum Albtraum wird.

1. Struktur ist das A und O

SuS sind es gewöhnt, in der Schule nach einem vorgegebenen Stundenplan unterrichtet zu werden. In vielen Bundesländern bekommen sie von den Lehrern Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt, welches erarbeitet werden sollte. Erstelle deshalb gemeinsam mit deinem Kind einen Stundenplan und platziere ihn bei Bedarf an einen sichtbaren Ort, z.B. den Kühlschrank. Der Tag sollte in Lernzeiten für bestimmte Fächer aufgeteilt werden (hier wird empfohlen, sich an den Lernplan, welchen man von der Schule bekommen hat, oder Lehrbücher zu stützen). Ganz wichtig ist es, Mahlzeiten, Pausen, kreative Aktivitäten und vor allem Bewegungspausen einzuplanen. Wenn der Tag problemlos verläuft und vor allem die Lernzeiten effektiv genutzt wurden, kann man sich eine kleine Belohnung überlegen.

2. Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Keiner von uns mag es, wenn uns jemand ständig im Nacken sitzt und uns kontrolliert. Schenke deinem Kind das nötige Vertrauen und denk daran – auch Fehler sind erlaubt. Die Kinder sollten die Möglichkeit haben, die Aufgaben in Ruhe zu erledigen. Diese können dann zum Schluss auf eine wertschätzende Art und Weise kontrolliert werden. Zuhause gibt es zudem keine Wartezeiten. Im Klassenzimmer sind einige Kinder schneller als andere und bekommen dann zusätzliche Aufgaben, um sich nicht zu langweilen. Dieses Problem gibt es beim Homeschooling glücklicherweise nicht. Das Kind kann dem eigenen Lernrhythmus folgen und steht nicht unter Druck, sich mit anderen MitschülerInnen vergleichen zu müssen.

3. Verwende Apps

In den Lernzeiten kann man auch auf eine der zahlreichen Apps zurückgreifen, um sich die Arbeit zu erleichtern und den Unterricht interessanter zu gestalten. Eine davon ist Anton, die interaktive Übungen aus vielen Themenbereichen wie Mathe, Deutsch, Biologie, Musik u.a. für die 1. bis zur 10. Klasse umfasst. Dennoch sollte man auch bei der Verwendung von Apps ein bestimmtes Zeitfenster einplanen, z.B. 10 Minuten pro Fach, um zu verhindern, dass Homeschooling nur vor dem Bildschirm abläuft.

4. Sei realistisch

Eltern, die den Stundenplan wie in der Schule abarbeiten möchten, wird geraten, sich die Ziele nicht zu hoch zu setzen. Es ist nicht realistisch anzunehmen, dass man als unerfahrene Lehrkraft 6 Stunden am Stück unterrichten kann. Die Lernumgebung ist zum einen völlig anders, die Freunde sind nicht dabei und das Fachwissen und die pädagogischen Fähigkeiten der Lehrkraft fehlen. Auch Partnerarbeit, welche den Lernprozess beschleunigen kann, ist in den eigenen vier Wänden nicht möglich. Dazu kommt, dass viele Eltern jetzt von zuhause aus arbeiten müssen und gar keine Zeit haben, den Lernprozess ihrer Kinder den ganzen Tag lang zu überwachen. Die Zeit, welche man täglich einem Fach widmet, sollte also realistisch festgelegt werden. Für Grundschüler reichen ca. 30 Minuten pro Fach aus, wobei sich dazwischen eine kurze Pause anbietet. Der Fokus beim Homeschooling sollte jedoch für GrundschülerInnen auf den Kernfächern wie Deutsch, Mathe,Sachunterricht sowie einer Fremdsprache liegen. Fächer wie Musik und Kunst kann man auch auf eine andere Art und Weise einbinden. Noch ein Extra-Tipp: Kindern im jungen Alter kann man auch einfach viel vorlesen (und umgekehrt). Dadurch wird ihre Fantasie angeregt und sie lernen neue Wörter.

5. Bleib geduldig und nimm es nicht persönlich

Wer zuhause unterrichtet, sollte sich bewusst sein, dass Fehler unvermeidbar sind. LehrerInnen müssen ein Thema auch manchmal öfter erklären, als ihnen lieb ist, in der Hoffnung, dass es die meisten SuS verstanden haben. Wenn man jedoch zum Kind eine persönliche Beziehung hat, ist der Geduldsfaden oftmals kürzer als es vielleicht bei einem Nachhilfe- oder Nachbarskind der Fall wäre. Man sollte es also nicht persönlich nehmen, wenn Fehler passieren, da dies beim Üben Normalität ist. Wenn du siehst, dass dein Kind die Erklärung nicht verstanden hat, bleib geduldig und versuche es nochmal.

Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass beim Fremdsprachenunterricht ein Wort 10 Mal wiederholt werden muss, bevor man es in seinem passiven Wortschatz aufnimmt. Dementsprechend ist es auch leichter nachzuvollziehen, dass bestimmte Dinge fünf Mal erklärt und einige Male angewandt werden müssen, bis man sie auch verstanden hat.

6. Bewahre den häuslichen Frieden

Der häusliche Frieden ist wichtiger als Schule. Und den sollte man bewahren. Wenn eine der Parteien anfängt zu schreien oder in Tränen ausbricht, hat keiner gewonnen. Da wir momentan alle quasi in unseren vier Wänden gefangen sind, ist es umso wichtiger, zusätzlichen Stress zu vermeiden. Tief durchatmen wirkt manchmal Wunder, denn jeder von uns hat mal einen schlechten Tag. Es wird vorkommen, dass dein Kind am Tisch sitzt und „keinen Bock” aufs Lernen hat. In einer solchen Situation kann man das Schlimmste verhindern, indem man als Elternteil sagt: “Heute machst du nichts, dafür setzt du dich morgen aber pünktlich dran!”

7. Macht Purzelbäume im Wohnzimmer

Vor allem bei der Konzentration der Kinder spielt Bewegung eine wichtige Rolle. Wenn auch nicht alle einen Garten haben, sollte sichergestellt werden, dass körperliche Aktivitäten Teil der täglichen Routine werden. Zu interessanten Bewegungsmöglichkeiten gehören Tanzvideos, Workouts, Yoga-Übungen für Familien, man kann auch kleine Gleichgewichts- oder Purzelbaum-Wettbewerbe im Wohnzimmer veranstalten. Es gibt übrigens auch körperliche Bewegungen mit Lerneffekt. Einige schöne Beispiele, die Spaß machen, sind das Kneten von Buchstaben oder das gemeinsame Rechnen beim Backen. Beim Letzteren sucht man sich ein leckeres Rezept und rechnet aus, wie viel von der jeweiligen Zutat benötigt wird, um genug für die ganze Familie zu backen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt und man kommt durch diese Aktivitäten auf andere Gedanken. Kindern, die aus dem Grundschulalter raus sind, kann man hingegen Rechercheaufgaben geben, bei denen bestimmte Fragen beantwortet werden sollen. Jetzt ist die perfekte Zeit dafür, die Internet- und Medienkompetenz der SuS zu verbessern.

8. Nimm dir Zeit für dein Kind

Puzzles, Karten- und Brettspiele sind tolle Möglichkeiten, um sich mit der Familie an einen Tisch zu setzen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Die derzeitige Ausnahmesituation ermöglicht es, den Kontakt mit den Kindern aufblühen zu lassen und nicht ständig auf das Handy oder den Computer zu starren. Beliebt bei jüngeren Kindern sind Aktivitäten in der Natur, wenn es die Umstände erlauben. Es kann zum Beispiel ein Insektenhotel gebaut werden oder die Kinder lernen, sich intensiver um das eigene Haustier zu kümmern. Es ist wichtig, dem Kind das Gefühl zu geben, in dieser schweren Zeit gebraucht zu werden und es zu motivieren, bestimmte Verantwortlichkeiten zu übernehmen. Zudem können Eltern als Vorbilder fungieren, vor allem im Rahmen der Nachbarschaftshilfe, wobei auch die Kinder einbezogen werden können. Denn wenn man Gutes für andere tut, fühlt man sich auch selbst gut.

9. Kontakt zu Freunden ist wichtig

SuS sind momentan konstant von der Familie umgeben und wissen nicht, wann sie wieder das Klassenzimmer betreten und endlich ihre MitschülerInnen sehen werden, was extrem stressig für sie sein kann. Daher ist es von großer Bedeutung, dass sie den Kontakt zu KlassenkameradInnen und FreundInnen nicht verlieren. Mit Tools wie WhatsApp, Telegram, Skype, Instagram oder TikTok geht das ganz einfach. Eine besonders große Freude kann aber auch ein handgeschriebener Brief machen. 

10. Hilfreiche Materialien und methodisch/didaktische Tipps

Natürlich möchten wir euch, genau wie die Lehrkräfte eurer Kinder sonst, in dieser Zeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Deshalb haben wir eine spezielle Kollektion für euch kuratiert, in der ihr alltagstaugliche methodische sowie didaktische Tipps erhaltet, wie ihr den Unterricht motivierend und zielführend gestalten könnt. Außerdem möchten wir euch als Eltern nun auch die Möglichkeit bieten, Materialien wie Arbeitsblätter, Lernvideos und kleine Tests für eure Kinder schnell und einfach zu finden. Meldet euch dafür ganz einfach hier an und erhaltet ein spezielles Angebot für Eltern. 

 

Wir hoffen, dass euch unsere Homeschooling-Tipps helfen, den Alltag besser zu meistern. Es braucht einige Zeit, bis man sich an die neuen Herausforderungen gewöhnt und einen gemeinsamen Tagesrhythmus findet. Habt deshalb Verständnis, wenn nicht alles von Anfang an wie gewünscht klappt. Wir müssen jetzt alle zusammenhalten, die Ruhe bewahren und an einem Strang ziehen.

 

Tipps zum Hören gibts außerdem von unseren Lieblingslehrern Nele und Dennis in der neuesten Folge vom meinUnterricht Lehrerplausch.

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